Unterstufe

Klassen 1 bis 4

Durch Sprache, Musik und Bewegung in rhythmischem Wechsel regen wir die Sinne der Kinder vielfältig an und wecken ihre leiblichen und seelischen Nachahmungskräfte. So helfen wir den Schülern, sich Ausdauer, gute Gewohnheiten und ein soziales Miteinander zu eigen zu machen und sich immer besser zu konzentrieren. Dabei setzen wir individuelle Schwerpunkte, so dass jedes Kind sich gemäß seinen Fähigkeiten und in seinem Tempo entwickeln kann. Im künstlerischen Tun fördern wir die Kinder in ihrer Wahrnehmung, in ihrem Gefühlsleben und stärken ihren Willen.

1. & 2. Klasse

In der ersten Klasse werden in einer ca. 4-wöchigen Formenzeichenepoche die Grundlagen der Buchstabenformen und die Handgeschicklichkeit geübt. In bildhaft anschaulichen Geschichten lernen die Kinder die Buchstaben kennen, laufen die Formen, tasten, malen sie und erleben sie so auf vielfältige Weise. Auch die Grundlagen des Rechnens werden in Verbindung mit vielen Sinnesübungen erarbeitet und dadurch zu einem inneren Erlebnis. 

Das Kind lebt in den ersten zwei Schuljahren noch in inniger Verbindung mit der Welt und ist sehr offen für Märchen, Tier- und Pflanzengeschichten und Legenden. Das freie Erzählen des Lehrers und kleine Rollenspiele dazu regen die Phantasie des Kindes an und verhelfen ihm ausdrucksfähiger zu werden. In Klasse 1 und 2 hat der Unterrichtsvormittag viel Atem, da nur an drei Tagen eine Stunde Fachunterricht (Handarbeit, Musik, Eurythmie) gegeben wird, ein Waldtag und freitags eine religiöse Feier stattfindet. Die Nachmittage sind dem Spiel und der Bewegung im Freien gewidmet.

3. Klasse

Mit dem 9./10. Lebensjahr macht das Kind eine seelische Wandlung durch. Es empfindet stärker sein eigenes Ich und bringt neue, auch kritische Fragen an die Welt mit. Ein schmerzhaftes Wahrnehmen der eigenen Behinderung kann damit einhergehen. In den Unterrichtsepochen der Klasse 3 führen wir die Kinder zu einer neuen Begegnung mit der Welt im Kennenlernen der Urberufe (Schmied, Bauer, Müller, Bäcker, Hausbau u. a.), die sie durch praktische Tun begreifen lernen. 

Die leise Frage nach der eigenen Herkunft behandeln wir in der Schöpfungsgeschichte aus der Genesis. Eine eigene Bibel wird gemalt und geschrieben. Im Schreiben werden die kleinen Buchstaben eingeführt. Mit viel Bewegung und anschaulichem Üben setzen wir uns mit den Grundrechenarten auseinander. In Verbindung mit kleinen Spielen wird das Kind mit den Wortarten Hauptwort, Wiewort und Tunwort bekannt gemacht. Das Kind braucht für seine Entwicklung die Glaubwürdigkiet des Lehrers, seine Begeisterung im Tun. Es sucht sein Vorbild, an dem es sich im eigenen Handeln orientieren kann.

4. Klasse

Das Kind wendet sich distanzierter der Welt zu und bringt dabei verstärkter sein Gefühl mit ein. Im Schöpfungsmythos der nordgermanischen Sagen, der Edda, erlebt es in Bildern, im Leben der Götterwelt, im Verdämmern ihrer ursprünglichen Kräfte und dem Anfang einer neuen Welt, seine eigene biographische Situation.

Mut, Entschiedenheit, innerer Krafteinsatz üben wir mit den Kindern in der germanischen Dichtung, dem Stabreim. Es möchte seinen eigenen Stand in der Welt finden. In der Heimatkunde, beginnend im Umkreis des Schulhauses, üben wir räumliche Orientierung und erkunden unseren Lebensraum. Im Rechnen beschäftigen uns die Grundelemente des Bruchrechnens. 

Präpositionen und die Behandlung der Zeiten im Grammatikunterricht stärken nun weiter das Bewusstsein für die Sprache. Auf einer mehrtägigen Klassenfahrt vertieft sich die Klassengemeinschaft. Viele Kinder sind zum ersten Mal vom Elternhaus getrennt und vollziehen neue Schritte in ihrer Selbstständigkeit.